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RAUSCHMUSIK UND GESCHLECHTERTANZ
19 Nov 2017———19 Nov 2017

—————————— Nadia Singer spielt:

Carl Maria v. Weber – Aufforderung zum Tanz – 1819
Hector Berlioz – Un Bal – 1829
Giacomo Meyerbeer – Nonnenwalzer – 1831
Frédéric Chopin – Valse brillante – 1838
Franz Liszt – Valse de bravoure – 1852
Charles Gounod – Faustwalzer – 1868
Franz Liszt – Valse oubliée – 1881
Claude Debussy – La Valse la plus que lente – 1910
Franz Liszt – 4. Mephistowalzer – 1885
Maurice Ravel – La Valse – 1920

Lutz Görners neuer Klavierabend ist dem Walzer gewidmet, der als Tanz im Dreivierteltakt ein Kind der Französischen Revolution war und der die Frauen und Männer der damaligen Zeit aus ihren sexuellen Fesseln zu befreien versucht hat. Denn zum ersten Mal hielten sich bei diesem Tanz die Paare eng aneinander geschmiegt in den Armen und fühlten so den Körper des anderen. Das war skandalös und so wetterte die Kirche: „Bisher war es Sitte, dass sich der Herr und die Dame beim Tanzen höchstens die Hände reichen. Nun bieten die Frauen den Männern nicht nur ihre bloßen Hände, sondern auch ihre bis zu den Schultern entblößten Arme, ja sogar ihre halbnackten Brüste und alle anderen Körperteile vom Knöchel bis zur Wade dar, die sonst nur die Kurtisanen enthüllen.“
Im Rauschmusik und Geschlechtertanz-Programm, bei dem natürlich wieder die wunderbare Nadia Singer am Flügel sitzt, wird aber nicht die revolutionäre Geschichte dieses Tanzes, sondern vor allem die des revolutionären Konzertwalzers erzählt, der alle großen Komponisten des 19. Jahrhunderts inspirierte. Einhundert Jahre Konzertwalzer getreu dem Motto des griechischen Philosophen Platon: Die Gesetze der Musik ändern sich immer dann, wenn sich die bürgerliche Ordnung ändert. Und so erleben Sie an diesem Abend, wie sich Politik und Musik während der Zeitspanne zwischen Beethoven und Schönberg im Takt des Konzertwalzers entwickelt haben.
Die Welt steht nicht still, wie sollte die Kunst still stehen? (Franz Liszt)