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Räume Träume
1 Nov 2008———1 Feb 2009

—————————— Unter dem Titel „Räume Träume“ laden ab 1. November 2008 Rauminstallationen von Peter Pabst, für die der Künstler seine Bühnenbilder zu Stücken von Pina Bausch mit fotografischen Arbeiten Guy Delahayes kombiniert hat, die Besucher des Museums Bochum zu ganzheitlich sinnlichem Erleben von Räumen ein, die sie – wenn überhaupt – nur als Kulisse klassischer Guckkastenbühnen kennen.
Das bisher beispiellose Projekt löst also Bühnen-Bilder, die Peter Pabst für das Tanztheater Wuppertal geschaffen hat, aus dem flüchtigen Prozess der Tanzaufführungen heraus, macht diese zu autonomen Bild-Räumen und den Zuschauer zum Akteur.
Pabst verwandelt das komplette Erdgeschoss des Bochumer Kunstmuseums in einen zusammenhängenden Erlebnisraum, bedeckt den Boden mit Rollrasen, einem Meer von Nelken oder Muttererde, aus der Nebelschwaden aufsteigen, setzt auf eine Wasserfläche eine schwimmende Insel oder komponiert aus Salz und Birkenstämmen eine Winterlandschaft.
In diesen inszenierten Bildern mag der Besucher kontemplative Ruhe oder momentanen Stillstand ebenso empfinden wie innere Erregung.
„Ein Bühnenraum muss nicht nur schön sein, sondern es muss eine Welt sein, die für die, die darin leben, ästhetische, emotionale und geografisch-physische Bedingungen schafft (…), ihre Geschichten zu erzählen“, erläutert Peter Pabst seinen Ansatz als Künstler, dessen Arbeit sich zwischen angewandter und autonomer Kunst bewegt.
Pabsts Bühnenbilder, in die er immer wieder Naturmaterialien wie Erde, Wasser, Gras integriert, lassen „eine andere Form von Leben“ entstehen, wie es der Künstler selbst formuliert: „Man sieht den Kunstraum Theater ganz anders. Es gibt nichts, was weniger Kunst wäre als Natur. Im Sinne der Kunst hat die Natur noch keine Form. Was schon Kunst geworden ist und seine Form gefunden hat, ist als Material eigentlich uninteressant. Interessant ist, was noch nicht Kunst ist. (…)

Die Natur auf der Bühne beschäftigt viele Sinne.

Die Natur auf der Bühne beschäftigt viele Sinne. (…) Da hat sich bei Pina und mir etwas getroffen“, so Pabst, der seit 1980 als kongenialer Partner an ihrer Seite wirkt.
Auch von dieser nun 28-jährigen Zusammenarbeit erzählen die Installationen, die Kenner schnell Stücken wie „1980“ als erster Bausch-Pabst-Kooperation, „Nelken“, „Tanzabend II“, „Auf dem Gebirge hat man ein Geschrei gehört“, „Ein Trauerspiel“ oder „Two Cigarettes in the Dark“ zuordnen, aus denen die Fotografien von Guy Delahaye konkrete Aufführungsmomente zitieren.
Die unmittelbare Sinnlichkeit der von Pabst geschaffenen Kunstwelt hat ungleich weitere Dimensionen, als sie die Museumswelt gewöhnlich kennt. Übereinkunft zwischen diesen Welten zu schaffen, „ist ein schwieriger und komplizierter Prozess“, so Pabst. Vermittlung, Erprobung, möglicherweise auch Erweiterung dieser Dimensionen soll das geplante Begleitprogramm leisten, das Peter Pabst „Räume Träume“ gemeinsam mit Museumsdirektor Dr. Hans Günter Golinski als parallel zur Ausstellung verlaufenden Prozess sieht, der sich für die Dauer der Schau durchaus lebendig entwickeln darf.
„Leichtigkeit hat es nur, wenn es unberechenbar ist“, findet Pabst, nach dessen Vorstellung neben Filmvorführungen oder Podiumsgesprächen Ensemblemitglieder des Tanztheaters Wuppertal auch unangekündigt in den Räumen auftreten werden. So wird der Tanz als in Form gebrachte natürliche Bewegung, die man angesichts von Guy Delahayes Szenenfotos unwillkürlich imaginiert, nicht nur latent anwesend, sondern auch physisch präsent sein.