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PROJEKTE AM KUNSTMUSEUM

SURPLACE
Suchan Kinoshita & Olivier Foulon

Oliver Foulon & Kinoshita Suchan surplace (c) Daniel Sadrowski

Der Ausstellungskorridor der Galerie hier im 2. Obergeschoss ist die räumliche Verbindung zwischen Neubau und Altbau des Museums und dient als Setting der Recherche der beiden Künstler*innen Suchan Kinoshita und Olivier Foulon. Ausgangspunkt ihrer Zusammenarbeit ist das Konzept des surplace – eine dem Radsport entlehnte Taktik. Der so genannte Stillstand (fr.: surplace) ist ein Begriff aus dem professionellen Radrennen, der ein taktisches Manöver in einem Sprint beschreibt. Der Sprint wird in der Regel von zwei Fahrer*innen über zwei bis drei Runden ausgetragen. Will man gewinnen, wäre es unklug, das Rennen von Anfang an im hohen Tempo zu beginnen, da Gegner*innen aus dem Windschatten überholen könnten. Daher fahren alle zu Beginn meist langsam und beobachten sich gegenseitig, wobei jede*r versucht, sich für den Endspurt in die günstigste Position zu bringen. Suchan Kinoshita und Olivier Foulon verwenden diese Taktik als Denkspiel und Methode ihrer Recherchen, die sie in unterschiedliche Richtungen lenkt und für die sie sich reichlich Zeit nehmen.

Seit November 2023 sind die Künstler*innen sporadisch vor Ort im Kunstmuseum und füllen die Galerie im zweiten Obergeschoss mit einigen Werken aus der Sammlung und Archivdokumenten baulicher Veränderungen des 1983 errichteten Museumbaus. Ihre zufällige Auswahl aus der Kunstsammlung findet sich an der Wand, Werke der Künstler Wolf Vostell, Dieter Roth und Paul Renner und Josef Čapek. Parallel spüren sie den architektonischen und baulichen Veränderungen nach, die im Laufe der Zeit am Haus vorgenommen wurden (wie die heute verbauten Dachfenster mit eingebauten Kunstlicht). Ein Briefwechsel zwischen dem Oberbürgermeister und den Künstler*innen lässt hoffen, dass einstige architektonische Eingriffe in den Raum wieder rückgängig gemacht werden könnten. Auszüge aus Bautagebüchern aus den 1980er-Jahren zeigen die architektonischen und baulichen Details der ursprünglichen Dachkonstruktionen und der einstigen Oberlichter.

Den jeweiligen Kunstwerken folgend, bringen die Recherchen Kínoshita und Foulon an unterschiedliche Orte, Zeiten und in Kontakt mit Verwandten und Weggefährt*innen. Sie führen zu überraschenden Erkenntnissen, die die beiden Künstler*innen im Herbst 2024 öffentlich präsentieren werden. Wussten Sie, dass der tschechische Künstler Josef Čapek – das Bild Der Raucher (1913/1914) hängt an der Stirnwand der Galerie – als Urheber des Begriffs „Roboter“, gilt? Robota ist tschechisch und polnisch für Arbeit. Auch „Automat“ ist eine Wortschöpfung Josef Čapeks. Sein Bruder, der bedeutende Theatermacher Karel Čapek, verwendete den Begriff für sein 1920 erschienenes Theaterstück R.U.R. (Rossum’s Universal Robots).

Suchan Kinoshita & Olivier Foulon
surplace
Ein Ortsbegriff, der zeitgebunden ist. Sich auf der Stelle bewegen als potenzielles Fortbewegen, kein Stillstand, der Start allerdings unvorhersehbar. Ein Zustand einer Umkehrung von dem, was geläufig ist. Der Erste, der losfährt, verliert.
2023/24
Im Auftrag des Kunstmuseum Bochum

NO HIDING PLACE IS COMPLETELY SAFE
Oriol Vilanova

Oriol Vilanova No hiding place is completely safe (c) Heinrich Holtgreve

15 Jahre prägte eine monumentale Wandmalerei der Künstlerin Katharina Grosse das Forum, den großen Veranstaltungsraum des Kunstmuseums. Seit vergangenem Jahr weht im Forum frischer Wind: Der spanische Künstler Oriol Vilanova hat mit No Hiding Place is Completely Safe eine große Wandinstallation bestehend aus hunderten Postkarten geschaffen. Oriol Vilanova arbeitet häufig mit bestehenden kulturellen Artefakten, insbesondere mit Postkarten, die er auf Flohmärkten und in Buchläden findet. Welche Rolle spielen Bilder in der Vermittlung von Kunst und Kultur in unserer bildträchtigen Welt? Wie entsteht Wert in der Kunstwelt und was bedeutet es eigentlich für eine*n Künstler*in, „wertlose“ Postkarten als Material zu verwenden? Das sind Fragen, die sich Oriol Vilanova in seinen konsequenten und zugleich spielerischen Arbeiten stellt. Für das Museumsforum hat er Luftaufnahmen aus seiner Postkartensammlung ausgewählt. Aus aller Welt sind Ansichten zusammengebracht und manche Motive, wie das Kolosseum in Rom, tauchen mehrmals auf. Was populär war und ist, was zum Bild gemacht wird und was unsichtbar bleibt, wird vom Künstler zum Thema gemacht. Die Postkarten sind mit kleinen Magneten an einem Raster aus Reißzwecken befestigt, sodass auch die (wichtige) Rückseite der Karte unversehrt bleibt. Das Werk wird das Museumsforum für ca. 2 Jahre schmücken, danach wird ein*e neue*r Künstler*in eingeladen, ein Werk zu konzipieren.