Am 4. Februar 1943 wurde Heinrich König, ein deutscher politischer Flüchtling auf der Flucht vor der Nazi-Verfolgung, in Südfrankreich von einem französischen Polizeiinspektor verhaftet und der Gestapo übergeben. Vier Monate später stirbt er in Bochum an den Folgen der Folter. Auf welche Weise wird der Mitte der 1880er Jahre geborene HK, deutscher Soldat von 1914, der dem Nazismus in Deutschland und dann in Frankreich Widerstand leistete, während des Zweiten Weltkriegs sein Leben als Feldwebel in der französischen Armee beenden und für Frankreich für tot erklärt werden?
Die Ausstellung Anwesend HK im Kunstmuseum Bochum lädt die Besucherinnen und Besucher zu einer spannenden Spurensuche ein, bei der sich menschliche Schicksale als Echo in den Wirren der großen Geschichte widerspiegeln: Wie Walter Benjamin floh HK 1933 aus Deutschland und starb wie er, seiner Nationalität durch das NS-Regime beraubt, staatenlos.
Die Ausstellung ist das Ergebnis langjähriger Forschungen, die ihre Autoren Arno Gisinger und Pierre Rabardel an Orten, an denen HK in Deutschland und Frankreich gelebt hatte, sowie in zahlreichen Archiven durchgeführt haben. Auf dialektische Weise zwischen Vergangenheit und Gegenwart oszillierend, beleuchtet die Ausstellung am Beispiel Heinrich Königs zugleich die Umbrüche, die Europa zu Beginn des dritten Jahrtausends erfährt, die Dringlichkeit und Gewalt des Exils heute. Ausgehend von der Kernpräsentation in den Räumen des Kunstmuseums greift sie in den Stadtraum ein und bezieht Ausstellungs-besucher und Stadtbevölkerung interaktiv in den Prozess der historischen Rekonstruktion ein.
In Kooperation mit dem Nationalmuseum für die Geschichte der Einwanderung in Paris, dem Französischen Institut in Essen, dem Kunsthistorischen Institut der Ruhruniversität Bochum und den Stadtarchiv Bochum versucht die Ausstellung einen innovativen Forschungsansatz zu Fragen der Geschichtsschreibung und der Theorie zeitgenössischer Bildpraktiken.