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Common Treasury: die Existenz des Museums unter instabilen Bedingungen
Vortrag in englischer Sprache von Natalia Matsenko im Rahmen der Reihe (Un)stable Institutions
7 Jun 2023———7 Jun 2023

Ein Museum ist ein Ort, an dem Geschichte auf Gegenwart trifft. Und es ist nicht immer möglich, vorherzusagen, wann und wie genau diese Begegnung stattfindet. Ein Museum ist eine Brücke zwischen der noch „geschlossenen Zukunft“ und der „immer verfügbaren Vergangenheit“. Können wir diese Verbindung gleichzeitig flexibel und nachhaltig gestalten? Kann es uns gelingen, ihren Zusammenbruch durch die Stürme und Erdbeben der Moderne zu vermeiden?
In unserem Gespräch im Kunstmuseum Bochum werden wir darüber diskutieren, wie sich globale Herausforderungen auf Museen und Sammlungen auswirken, was in den Museumsmauern während eines Krieges passieren kann und über die Bedeutung von Inventarisierung und Digitalisierung, Flexibilität und Offenheit angesichts unvorhersehbarer Umstände sprechen.

Über die Reihe (Un)stable Institutions
Eine Institution scheint Zuverlässigkeit und Stabilität zu verkörpern. Aber wie sieht das Verhältnis von Stabilität und Nachhaltigkeit in Zeiten des Wandels aus? Den etablierten Ordnungen stellt sich eine Herausforderung nach der anderen – lokale wie globale. Gewohnte Strukturen zerbröckeln und bauen sich als Reaktion auf die veränderten sozialen und politischen Realitäten neu zusammen.
Eine von Natalia Matsenko kuratierte Reihe von Vorträgen und Gesprächen wird sich in den Räumen des Kunstmuseum Bochum der Existenz von Museen unter extremen Bedingungen, Fragen der kulturellen Aneignung, der Bewahrung kulturellen Erbes und dessen Betrachtung aus einer dekolonialen Perspektive widmen. Sie wird sich mit der Art und Weise befassen, wie Geschichte durch persönliche Perspektiven geschaffen wird, befragt Privatarchive als Form der Musealisierung, und widmet sich neuen Gemeinschaften, Institutionen und den Menschen, die sie bilden und leiten.

Weiterer Termin:
Appropriated Heritage: Kazymyr Malevych
Mittwoch, 23.08.2023, 18 Uhr
Vortrag von Natalia Matsenko und Workshop von Mykola Matsenko
Im März 2023 hat das Stedelijk Museum in Amsterdam Kasimir Malewitsch von einem russischen in einen ukrainischen Künstler polnischer Herkunft umbenannt. Ähnlich verhält es sich in einer Reihe anderer Museen zu Malewitsch und einigen weiteren Autoren. Was hat diese Veränderungen bewirkt und was hat sie im Laufe der Jahre behindert? Wie und warum geschieht die Aneignung des kulturellen Erbes, und ist es für die Geschichte von Bedeutung, was der Künstler selbst denkt? Neben dem Vortrag über das Erbe von Kasimir Malewitsch wird es einen partizipativen Workshop des Künstlers Mykola Matsenko „Ein Platz für jedes Haus!“ („В кожну хату – по квадрату!“). Dabei handelt es sich um eine Wiederholung seines langjährigen performativen und pädagogischen Projekts, das 2006 begann und der Entstehung und historischen Bedeutung von Malewitschs ikonischem Schwarzen Quadrat gewidmet war. Im Rahmen des Workshops wird es die Möglichkeit geben, ein eigenes Exemplar des Schwarzen Quadrats zu erstellen und mit nach Hause zu nehmen.

Natalia Matsenko ist Kuratorin und Kunstkritikerin und interessiert sich für menschliche und nicht-menschliche Gemeinschaften, Landschaften und Lebensräume sowie neue Medien. Im vergangenen Jahr war sie für einen Residenz-Aufenthalt nach Bochum eingeladen worden. Gemeinsam mit dem Künstler Yuri Yefanov kuratierte sie hier das Programm Let’s talk about something else, eine Reihe von Gesprächen mit Künstler*innen und Kulturschaffenden aus der Ukraine und dem Ruhrgebiet, sowie eine Auswahl von Videoarbeiten aus der Ukraine. Jetzt ist sie dem Museum als Fellow-Kuratorin verbunden und forscht in unserer Sammlung. Sie tut dies mit ihrer Perspektive auf und von den drängenden Realitäten des Krieges. In der Reihe von Vorträgen und Gesprächen werden einige ihrer Forschungsfragen und -ergebnisse vorgestellt.

Das Stipendium wird finanziert durch die Unterstützung der Ernst von Siemens Stiftung und der Kunststiftung NRW.


EN
Common Treasury: the existence of the museum in conditions of instability
Wednesday, 07.06.2023, 6pm
Talk by Natalia Matsenko
A museum is a space where history meets contemporaneity. And it is not always
possible to predict at what point and how exactly this meeting will take place. A museum is a bridge between the „closed future“ and the „ever-available past“. Can we make this connection flexible and sustainable at the same time? Is it possible to avoid its collapse from storms and earthquakes of modernity?
In our conversation at Kunstmuseum Bochum we will discuss how global challenges impact museums and collections, what can happen in the museum walls during a war and speak about the importance of inventory and digitisation, flexibility and openness in the face of inpredictable circumstances.

(Un)stable Institutions
An institution may seem like something that embodies reliability and stability. However, in changing times, is stability an inevitable sign of sustainability? One after another local and global challenges arise before the established orders. The usual structures crumble and assemble anew in response to changing social and political realities. A series of talks and conversations in the museum space will be devoted to the existence of museums in extreme conditions, cultural appropriation, preservation of cultural heritage and ist reconsidering from a decolonial perspective. It will look at ways of creating histories through personal optics, private archives as a form of museification, new communities, institutions and people who form and run them.

Coming up next:
Appropriated Heritage: Kazymyr Malevych
Wednesday, 23.08.2023, 6pm
In March 2023, the Stedelijk Museum in Amsterdam reidentified Kazimir Malevich from Russian to Ukrainian artist of Polish origin. A similar situation occurs in a number of other museums to Malevich and some more authors. What has caused these changes and what hindered them over the years? How and why does the appropriation of cultural heritage happen and does it matter for history what the artist him/her/self thinks? Along with the talk about the legacy of Kazimir Malevich, there will be a participatory workshop by the artist Mykola Matsenko „A Square to Every House!“ (“В кожну хату — по квадрату!”). This is a reenactment of his performative and educational longstanding project, which began in 2006 and was dedicated to the creation and historical significance of Malevich’s iconic Black Square. In the frame of the workshop, there will be an opportunity to create and bring home your own copy of the Black Square.

Natalia Matsenko is a curator and art critic interested in human and non-human communities, landscapes and habitats, and new media. She had been invited to Bochum for a residency last year. Together with the artist Yuri Yefanov she curated the program Let’s talk about something else, a series of talks with artists and cultural workers from Ukraine and the Ruhr area, as well as a selection of videoworks from Ukraine. Now she is connected to the museum as a fellow curator and is doing research in our collection. She connects this with her perspective on and from the urgent realities of war. The series of talks and
conversations presents some of her research-questions and results.

The fellowship is financed through the support of Ernst von Siemens Stiftung and
Kunststiftung NRW.