Besetzung:
Caetitu/Gibson/Weston/Mattos/Blume (Bras, GB, D)
Yedo Gibson – Tenorsaxophon, Klarinette
Veryan Weston – Piano
Marcio Mattos – Kontrabass
Martin Blume – Schlagzeug, Perkussion
„Das Sammeln von Kunst bedeutet für mich: offen sein für Neues, neugierig bleiben und Veränderung wertschätzen.“
So beschreibt Reydan Weiss ihr persönliches, seit 30 Jahren andauerndes doing identity mit der zeitgenössischen Kunst.
Identitätsbildung vollzieht sich heute in moderner westlich geprägter Kultur weniger in festen quasi naturgegebenen Kategorien, sondern immer mehr prozesshaft, performativ, dialogisch und offen. Dies drückt der Titel der Ausstellung „doing identity“ aus und rückt Möglichkeiten individueller und gesellschaftlichen Identitätsformungen ins Blickfeld. Die Besucher sind eingeladen, auf einem thematisch gegliederten Parcours anhand der gezeigten Kunstwerke verschiedenen Stationen alltäglicher Ich-Formulierungen nachzuvollziehen.
Zur Ausstellung „doing identity. Die Sammlung Reydan Weiss“ gibt es ein Konzert der Reihe „Klangbilder“ mit Improvisierter Musik und zeitgenössischem Jazz:
Jazz war immer schon geprägt von Offenheit, Dialog und Eklektizismus, auch in seinen traditionelleren Formen. Der Free Jazz der sechziger Jahre mit seinem radikalen Bruch mit der bisherigen Jazztradition, führte zur totalen Offenheit der Improvisierten Musik in Europa. Die Avantgarde selber entwickelt jedoch schnell wieder neue Traditionen, die die Frage nach musikalischer Identität neu stellen. So kann gerade diese Musik unsere Sensibilität für permanente Offenheit und prozesshaften Dialog von Identitätsfindung im Spannungsfeld von Dekonstruktion und Konstruktion fördern.
—————————— Die brasilianisch, englisch, deutsche Gruppe „Caetitu“ feiert ihr 10 jähriges Jubiläum und spielte ihr erstes Konzert in Deutschland 2007 im Kunstmuseum Bochum.
Caetitu, der dem Ensemble seinen Namen gab, ist in der Mythologie der brasilianischen Indios ein Geist, der Beschützer, König und Wächter des Regenwaldes ist.
Yedo Gibson, ein junger Saxophonist und Klarinettist aus Sao Paulo, repräsentiert die junge aufstrebende Improvisationsszene Brasiliens, welche Traditionen brasilianischer Musik mit zeitgenössischer Avantgarde verbindet. Mit 11 Jahren lernte er Tenorsaxophon und gab bereits 15jährig Klassen am Aqui Jazz Conservatoire in Sao Paulo während er gleichzeitig überall in Brasilien mit Musikern wie Chico Cesar, Rosa Passos, „Panda“ Gianfratti und Ricardo Zoio spielte. 1999 wurde er Mitglied der Gruppe ÿArmazen Abapuru“, einer Gruppe mit traditioneller brasilianischer Musik in einem zeitgenössischem Kontext. Sie nahmen zusammen mit Musikern der Hermeto Pascoal Group zwei CDs auf. 2005 zog er nach London, wo er vor allem mit Veryan Weston und im London Improvisers Orchestra arbeitet. Er studierte Komposition am Royal Conseravtoire in Den Haag bei Gilius van Bergeijk und lebt mittlerweile in Portugal.
Veryan Weston ist einer der Pioniere der britischen Improvisationsmusik seit den Tagen des legendären „Little Theater Clubs“ in London und Entdecker und Förderer Yedo Gibsons.
Hierzulande ist er meist als kongenialer Partner von „the voice“ Phil Minton bekannt. Beide arbeiten seit 30 Jahren in verschiedensten Projekten vom Duo bis zur aktuellen Gruppe 4Walls zusammen. Ein Kritiker schreibt begeistert: Formularbeginn
„Veryan Weston’s playing comes from both within and without the jazz tradition. It has the power and drive that is the hallmark of the jazz musician, but it is laced with the cerebral ethos of the European avant-garde — as manifested in the piano music of Boulez and Stockhausen. Employing fierce glissandi and mighty block-chords, Weston never shirks danger. His improvisations leave the listener almost toppling off the edge of the seat.“ — Steve Ford.
Marcio Mattos aus Rio de Janeiro, wanderte anfangs der 70er Jahre aus politischen Gründen nach Europa aus und lebt seit über 40 Jahren in London. Er war an vielen, für die Improvisierte Musik einst bahnbrechenden Ensembles beteiligt – u. a. mit John Stevens, Derek Bailey, Evan Parker und Elton Dean. Er ist Mitglied in Gruppen von Eddie Prevost und Chris Burn sowie in zwei Ensembles von Martin Blume – „Lines“ (mit Phil Wachsmann, Axel Dörner und Jim Denley) und „Axon“ (mit Phil Minton und Fred van Hove). International ist er einer der gefragtesten Bassisten und Cellisten der Improvisierten Musik.
Martin Blume, dessen Spiel bestimmt wird von einer filigranen Klangästhetik, deren treibendes Moment nicht bloß die rhythmische Energie, sondern vor allem der Zusammenklang mit den anderen Instrumentalisten ist“, arbeitet seit Anfang der 80er Jahre im internationalen Kontext der Avantgarde von Jazz, Improvisierter und Neuer Musik in den unterschiedlichsten Formationen u.a. mit Musikern wie Peter Brötzmann, Peter Kowald, Johannes Bauer, Phil Minton, Lol Coxhill, Georg Gräwe, Jim Denley, Luc Houtkamp, Phil Wachsmann, John Butcher, Thomas Lehn, Xu Feng Xia, Ken Vandermark und Kent Kessler zusammenspielt. Seit 1988 leitet er hauptsächlich eigene Projekte, die ihn auf zahlreichen Konzerttourneen zu den weltweit wichtigsten Aufführungsorten und Festivals dieser Musik nach Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, England, Dänemark, Schweiz, Österreich, Slowenien, Italien, USA, Kanada und Australien führten.
Eintrittspreise:
10,- Euro , 8,- Euro (ermäßigt)
Infos:
www.martinblume.de
http://www.yedogibson.com/
http://veryanweston.weebly.com/
https://de.wikipedia.org/wiki/Marcio_Mattos
Klangbilder ist eine Veranstaltung von: AMMR – Aktuelle Musik Metropole Ruhr in Zusammenarbeit mit dem Kunstmuseum und Kulturbüro Bochum.