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A Different Similarity – Aktuelle Kunst aus Korea
20 Mai 2010———27 Jun 2010

Lee Sea Hyun – Between Red-58, 2008

—————————— Seit Ende der 90er Jahre hat die digitale Revolution nachhaltige soziale und ökonomische Veränderungen mit sich gebracht. Die Beschleunigung und Verdichtung der Kommunikation, Migrationsbewegungen und sich verändernde Kräftekonstellationen sind Ausdruck dieses Globalisierungsphänomens. In den Ländern des Fernen Ostens kommen diese Veränderungen in besonderer Intensität zum Tragen.

In diesem krisenhaften Prozess hat Korea – vor nur einem halben Jahrhundert noch weitestgehend agrarisch geprägt – ein außergewöhnliches Potential zur Erneuerung und Anpassung erwiesen. Die mit dieser Entwicklung vollzogenen Brüche spiegeln sich heute in einer dreifach gespaltenen Gesellschaft wider: Die Generation der über 40jährigen bleibt den Regeln des kollektiven Wiederaufbaus der Nachkriegsjahre verhaftet. Die der unter 20jährigen sucht hingegen Wege der individuellen Selbstverwirklichung und nutzt dabei in vollem Maße die digitalen Möglichkeiten. Die weder der einen noch der anderen Generation angehörende Gruppe der über 30jährigen findet zwischen diesen Polen lavierende Identitätsentwürfe. Noch durch Landarbeit und sich auflösende Strukturen geprägt, hat dieser Teil der Gesellschaft sich in kürzester Zeit an die jähen strukturellen und technologischen Veränderungen adaptieren müssen.

Die jüngere Künstlergeneration Koreas greift die widersprüchlichen Facetten der heutigen kulturellen Identität des Landes auf

Die jüngere Künstlergeneration Koreas greift die widersprüchlichen Facetten der heutigen kulturellen Identität des Landes auf. Mit den digitalen Medien bereits aufgewachsen, bleiben diese Künstler doch aufgeschlossen für die spirituellen Traditionen ihres Landes. In ihren künstlerischen Arbeiten unternehmen sie den Versuch, die überlieferten Werte und Symbolstrukturen neu zu betrachten und in einem zeitgenössischen Horizont wieder zu beleben. Die beharrliche Verarbeitung alter, bisweilen kitschig anmutender Fundstücke steht für diese besondere, Zeiten und Räume übergreifende kulturelle Sensibilität. Im Rückgriff auf analoge und digitale Darstellungsmittel bringen sie heterogene, in sich durchaus auch wiedersprüchliche Vorstellungs- und Bildwelten hervor. Ihr Ausdruckspotential ist grenzen- und uferlos. Dem entspricht die interdisziplinäre Anwendung der verschiedensten künstlerischen Verfahren und Techniken: A Different Similarity ist so eine Formel für einen sicherlich auch hybrid zu nennenden künstlerischen Ansatz, der einer durch rasante Reformen und Umbrüche gekennzeichneten Gesellschaft angemessen ist. Die Ausstellung spiegelt die Faszination einer Umbruchssituation, die durch den unmöglich erscheinenden Brückenschlag von Geschichte und Gegenwart, von traditionell verwurzelten Symbol- und Geisteswelten zum digitalen Medienzeitalter geprägt ist.

Kurator:
Jinsuk Suh, Direktor der Gallery LOOP, Seoul, Korea

Mit freundlicher Unterstützung von:
GyeongGi Cultural Foundation
Arts Council Korea

Zu der Ausstellung ist eine Broschüre erschienen, die zu einer Schutzgebühr von 1,00 Euro an der Kasse erhältlich ist.