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Klavierabend mit Ana-Marija Markovina
18 Nov 2021———18 Nov 2021

Aufbruch und Aufklärung

Es gibt zwei Formen des Aufbruchs: die eine Form gehört zur Gefühlswelt und die andere gehört dem Verstand. Für die letzte Form gibt es eine schöne familiäre Tradition. Moses Mendelssohn, der Großvater von Felix Mendelssohn Bartholdy, ist einer der wichtigen Begründer der Aufklärung. Im Werk seines Enkels finden wir nicht die philosophische Ausarbeitung der Aufklärung, sondern ihren Geist in der Musik.

Frédéric Chopin verließ sein Heimatland Polen in Zeiten politischer Unruhen. Stolz und Leidenschaft prägen das Andante Spianato et Grande Polonaise Brillante als Zeugnis seines Aufbruchs in ein unbekanntes Leben und als Bekenntnis an sein Vaterland. 

Ludwig van Beethoven steht für den Aufbruch des Gefühls. Das heißt, die Gefühlsstürme werden nicht erst durchdacht, sondern erklingen spontan. Das ist in allen drei Sätzen der Appassionata intensiv hörbar. Diese Ausdrucksstärke lebt auf der Grundlage der Virtuosität.

Auch Stefan Heucke schreibt virtuose und gefühlsstürmische Musik. In seinen „Variationen mit Haydn“ wird das Deutschlandlied in seiner romantischen Einfachheit von allen Seiten beleuchtet. In der Verbindung des Gedichts Hoffmann von Fallerslebens und der Musik Haydns finden wir beides vereint: den Aufbruch des Gefühls und des Geistes, nämlich der Aufklärung. Die Komposition kann als Statement verstanden werden, Symbole nationaler Identität in einem friedlichen, hoffnungsvollen Rahmen neu zu definieren und zu würdigen.

Ana-Marija Markovina

Markovina weist eine internationale Karriere als Pianistin auf mit Konzerten in über fünfzig Ländern, mit zahlreichen Orchestern weltweit (Moskau, Tokio), im Wiener Musikverein, Berliner Philharmonie, beim Klavierfestival Ruhr, Bach-Fest Hamburg, beim Beethovenfest Bonn. Markovina arbeitet eng mit dem Komponisten Stefan Heucke zusammen, dessen Klavierkonzert op.96 sie im April 2022 uraufführen wird. Ihr Buch „Glücks-Spiel“  erschien im November 2019 beim Staccato-Verlag. Sie ist Promovendin zum Dr. Sci.Mus in Hamburg. Wenige zeitgenössische Pianisten haben eine so komplexe und technisch anspruchsvolle Diskographie vorzuweisen wie Ana-Marija Markovina. Sie erforscht in die entlegensten Ecken des Klavierrepertoires und bringt Atemberaubendes zu Tage. Ihre Aufnahme des gesamten Solo-Klavierwerks von Carl Philipp Emanuel Bach ist bereits legendär. Eingespielt auf 26 CDs wird diese Box als diskographischer Meilenstein bewertet und ist mit zahlreichen nationalen und internationalen Preisen u.a. dem Preis der deutschen Schallplattenkritik und einer Grammy-Nominierung ausgezeichnet. Ebenfalls Referenzaufnahmen sind die Gesamteinspielungen der Solo-Klavierwerke von Anton Urspruch und Anton Bruckner.

 Das Konzert findet auf Spendenbasis statt.