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Im hohen Altern erinnern sich Überlebende des Genozids an den Armeniern an ihre verlorene Kindheit, die verlorene Familie und vergangene Hoffnungen. Sie berichten von der Gewalt des Ersten Weltkriegs und den Erfahrungen im Zweiten Weltkrieg. Leise stellen sich die Erinnerungen neben die traumatischen Verletzungen und die Letztgültigkeit der Zerstörungen: „Aber wie soll ich trauern? Wenn aus fünf
Familien niemand am Leben geblieben ist?“.
Prof. Dr. Mihran Dabag, Direktor des Instituts für Diaspora- und Genozidforschung (Ruhr-Universität Bochum), und Dr. Kristin Platt haben über mehrere Jahre in unterschiedlichen Ländern Europas Interviews mit Überlebenden des Genozids an den Armeniern geführt. Erstmals stellen die beiden Bochumer Wissenschaftler einige dieser Lebensgeschichten in einem Buch vor.
Die armenischen Überlebenden, die 100 Jahre nach dem Genozid in dem jetzt im Verlag Ferdinand Schöningh erschienenen Buch „Verlust und Vermächtnis“ zu Wort kommen, berichten von den Todesmärschen, von Hunger, Entmenschlichung und unvorstellbarer Grausamkeit. Das Leben dieser Generation umfasste jedoch nicht nur den Ersten Weltkrieg, sondern mit der Erfahrung von Krieg, Verschleppung und Zwangsarbeit auch die Gewalt des Zweiten Weltkriegs.
Mit einer Lesung und Diskussion werden die beiden Autoren diese besonderen Zeitzeugnisse des 20. Jahrhunderts vorstellen. Gerahmt werden die autobiographischen Erinnerungssequenzen von Darstellungen zum historischen und politischen Hintergrund des Völkermords der Jahre 1915/16.
Der Eintritt zu dieser Lesung ist frei.