Inhalt

INVENTUR-Blog

Woche 1 – Inventur als Prozess

Ansicht der Sammlung beim Umräumen, Foto: Heinrich Holtgreve

Willkommen zur allerersten Weeknote, unsere wöchentlichen Blogposts zur Ausstellung „INVENTUR“. Vor ein paar Monaten haben wir mit der Bestandsaufnahme im Museum begonnen. Während der Entwicklung des Projekts, bekamen wir das Gefühl, kurz davor zu stehen, etwas Interessantes und Radikales zu tun. Mit diesen wöchentlichen Notizen versuchen wir, diesen Prozess festzuhalten. Die Weeknotes werden von verschiedenen Teammitgliedern veröffentlicht. Wir werden sie mit unseren Initialen unterschreiben.

  1. Wir sind auf einer Reise, um unsere Sammlung zu aktivieren

Wir sind ein kleines Museum in NRW mit einer bescheidenen Sammlung. Wie alle Museen können wir nur einen kleinen Teil dieser Sammlung ausstellen, während der überwiegende Teil im Depot liegt. Einige dieser Objekte haben seit Jahrzehnten nicht mehr das Licht erblickt. Könnte dies unsere Inventarisierung zusätzlich erschweren? Und die noch wichtigere Frage ist: Wie können wir unsere Sammlung aktivieren?

  1. Eine laufende Arbeit verständlich machen, wo wir uns gerade befinden

Von Anfang beschloss das Team, dass wir diesen Prozess in Form einer Ausstellung öffentlich machen wollen. Auch wenn es verunsichernd ist, öffnet es uns für den Austausch und die Zusammenarbeit. Vielleicht ist dies ein ‚kalkuliertes Risiko‘, aber wir sind der Meinung, dass wir ein gewisses Maß an Unbehagen erfahren müssen, wenn wir unsere Sammlung wirklich aktivieren wollen. Wir bereiten uns darauf vor, die Öffentlichkeit einzuladen, sich zu beteiligen und ihre Geschichten und Perspektiven einzubringen.

  1. Wie vielseitig einsetzbar können unsere Ausstellungsräume sein?

Uns wurde schnell klar, dass ein Umdenken im Umgang mit unserer Sammlung auch ein Umdenken in der Nutzung der uns zur Verfügung stehenden Räume bedeutet. „Inventur“ – so der Titel der Ausstellung – ist im Ausstellungsraum im ersten Stock angesiedelt, geht aber über das Präsentieren hinaus. Die Arbeit des Teams, die normalerweise außerhalb der Ausstellungsräume stattfindet, wird für die Öffentlichkeit sichtbar gemacht. Restaurierung, Fotografie und Inventarisierung finden in demselben Raum statt wie die Veranstaltungen und Diskussionen, die wir dort abhalten. Wir haben die Galerie als einen Ort konzipiert, der Einblicke in unseren Prozess und einen offenen Austausch ermöglicht. Dabei war es uns wichtig, dass alle Beteiligten namentlich genannt werden.

  1. Welche Rolle spielt die Digitalisierung in diesem Prozess?

Letzte Woche sagte ein Teammitglied, dass sie das Gefühl hat, dass nach und nach alles zusammenkommt.  Wir erleben dies bei der Digitalisierung, die beginnt, alle Aktivitäten des Museums zu verbinden, von der Kunstvermittlung bis zur Inventur. Neben unserer Web- und Social-Media-Präsenz wird auch unser Inventar digital. Da sich das Team in einem ständigen Lernprozess befindet, gestalten wir unsere Strategie zur Digitalisierung auch als einen Prozess. Wir verstehen die Digitalisierung als inhärent partizipativ und wollen sie für die Koproduktion öffnen. Wir arbeiten bei unseren Ausstellungen gerne mit Künstler:innen und Einwohner:innen zusammen und haben die ersten Menschen eingeladen, auf unsere Sammlung zu reagieren. Weitere Gäste werden in die Gestaltung einer digitalen Plattform einbezogen werden, die auf die Bedürfnisse der Besucher:innen eingeht.

Wir sind gespannt, wohin uns diese Reise führen wird, und freuen uns darauf, Sie nächste Woche wiederzusehen!

– CN

Über uns:

Das Kunstmuseum Bochum ist ein kleines Kunstmuseum in Bochum, Deutschland, das seine Sammlung neu überdenkt.

Mit diesen Weeknotes wollen wir Einblicke ermöglichen und Gedanken zu unserem laufenden Inventarisierungsprozess im Kunstmuseum Bochum teilen. Wir nennen es absichtlich „Prozess“ und nicht „Projekt“, weil unsere Sammlung nicht nur inventarisiert werden muss, sondern auch ihre Geschichten neu erzählt werden müssen, in all ihren Variationen. Für weitere Informationen können Sie uns gerne kontaktieren unter: cnies@bochum.de oder wenn Sie unsere Weeknote zum ersten Mal lesen, abonnieren Sie unseren Blog (Deutsch) oder unseren Substack (Englisch) für regelmäßige Updates.

 

 

Woche 2 – Gespräche anregen / Anregende Gespräche

Ansicht der Sammlung beim Aufbauen, Foto: Heinrich Holtgreve

Willkommen zurück zu unserer zweiten Weeknote! Letzte Woche haben wir Ihnen den Inventarisierungsprozess in unserem Museum vorgestellt, wie viele Bereiche er umfasst und miteinander verbindet. Das war das große Ganze; diese Woche tauchen wir in die Details ein.

  1. Wir nehmen uns Zeit, um neue Fähigkeiten zu erlernen und Ideen zu entwickeln

Parallel zu unserem Inventarisierungsprozess entwickeln wir eine digitale Plattform um unsere Sammlung zugänglicher zu machen. Wir begannen damit, den Prozess gemeinsam mit Abhay Adhikari, dem Gründer von Digital Identities, zu entwickeln. Einen Prozess zu gestalten bedeutet, sich nicht sofort in die Entwicklung einer App zu stürzen, sondern genügend Zeit einzuplanen, um Bedürfnisse, Ziele und Grenzen zu definieren, zu reflektieren und das Team zu schulen. Wir befinden uns mitten in dieser Ausbildungsphase, die in Form von Workshops und moderierten wöchentlichen Gesprächen mit Expert:innen aus verschiedenen Bereichen stattfindet.

  1. Digital werden und was das für uns bedeutet

Diese Woche drehte sich alles um Aspekte der Digitalisierung. Da wir nicht in einem Geschichts- oder Kontextfreien Ort arbeiten, müssen wir die Digitalisierung mit den bestehenden Strukturen verweben. Diese Strukturen fangen bei den Menschen an, die in ihnen arbeiten, und es ist für uns eine Priorität, unsere Kolleg:innen über die Arbeit unseres Teams zu informieren. Obwohl es nicht möglich ist, jedes Detail mitzuteilen, waren wir uns einig, dass die Bereitschaft, unsere Arbeit zu erläutern, eine unserer Hauptaktivitäten sein sollte. Die Offenheit einer Einrichtung spiegelt sich direkt in ihrem Umgang mit den Daten wider, daher müssen wir mit unserer Arbeit an den Wurzeln beginnen.

  1. Wir müssen die richtigen Worte finden, um unsere Arbeit zu beschreiben (denn es ist alles neu)

Die Grundlage unserer Zusammenarbeit ist Kommunikation. Jedoch haben wir nicht alle das gleiche Vokabular. Es ist unangenehm, wenn man den Jargon nicht versteht. Wir wollen diese Unsicherheiten bewältigen, indem wir nicht nur alle ermutigen, dieses neue Vokabular zu verwenden, sondern es auch mit einem Glossar begleiten, damit es ein gemeinsames Verständnis für diese Schlagworte gibt.

  1. Die Vermittlung von „Inventur“ und wie sie uns hilft, unsere Nutzer zu verstehen

Wir befassen uns intensiv damit die Bedürfnisse unserer Nutzer:innen zu verstehen und auf sie einzugehen. In einigen Bereichen benötigen wir mehr Daten über unsere Besucher:innen. Das Team bietet bereits verschiedene Vermittlungsformate an, um unsere Ausstellung „Inventur“ zu erschließen, und wir arbeiten daran, wie wir Datenerhebung und Vermittlung miteinander verbinden können. Dies ist eine laufende Arbeit.

  1. Definieren wir Vermittlung neu?

Letzte Woche hat das Team den ersten von zwei Workshops abgehalten, um unseren allgemeinen Ansatz zur Kunstvermittlung neu zu definieren. Anhand von Vision Boards tauschten wir unsere Ideen aus, erläuterten sie einander und ermittelten anschließend gemeinsame Kategorien. Durch diesen Prozess haben wir einen gemeinsamen Ansatz entdeckt: Wenn wir unsere Projekte vorantreiben wollen, brauchen wir einen bilateralen Austausch mit den Nutzer:innen/Besucher:innen. Dieses Gespräch kann nur stattfinden, wenn wir einen Raum dafür schaffen, einen Raum, der sicher und einladend genug ist, damit alle daran teilhaben können, unabhängig von ihrer Position. Das ist unsere Aufgabe als Museum, und wir definieren es als Standard.

Vielen Dank, dass Sie uns begleiten, bis nächste Woche!

– CN